Bernhard Reitz
(1946-2022)

Nachruf

für

Prof. Dr. Bernhard Reitz

*14. November 1946                        + 31. Januar 2022

Im vergangenen Januar starb nach längerer Krankheit in seiner Heimatstadt Frankfurt Bernhard Reitz, emeritierter Professor an der Universität Mainz. Wegen seiner Intelligenz, Verlässlichkeit und Liebenswürdigkeit wurde er von seinen Kollegen und den Studierenden hoch geschätzt. Seine Frau Heidi und seine Tochter Laura Sophia trauern sehr um ihn. Ich selbst war ihm seit Jahrzehnten freundschaftlich verbunden und dankbar für seine sachkundige Unterstützung. Als ich 1975 nach Gießen berufen wurde, war er dort bereits einige Jahre als Wissenschaftlicher Mitarbeiter tätig, und ich konnte von seinen vorzüglichen Kenntnissen der dortigen Verhältnisse profitieren. Er organisierte auch aufgrund seiner früheren Erfahrungen als Reiseleiter höchst professionell fast jedes Jahr Exkursionen nach England, insbesondere London.

Nach seinem Studium von Anglistik, Geschichte und Politologie in Frankfurt, wo er 1975 promovierte, kam Bernhard Reitz dann 1971 nach Gießen. Dort wurde er 1982 zum Akademischen Rat und 1988 zum Akademischen Oberrat ernannt und habilitierte sich 1988 für Neuere englische und amerikanische Literatur. Mit Erfolg war er 1986 als Gastprofessor an der amerikanischen Universität in Milwaukee sowie später an der kanadischen Universität in Toronto tätig. Im akademischen Jahr 1994/95 nahm er eine Professur in Berlin wahr und wurde schließlich zum Wintersemester 1995/96 nach Mainz berufen. (Mainz schätzte er wohl besonders wegen der Nähe zu Frankfurt.)

Die spezifischen Forschungsgebiete, auf denen Bernhard Reitz tätig war, sind das englische Drama, der historische Roman und der amerikanische Roman des 20. Jahrhunderts. Seine Dissertation erörtert Das Problem des historischen Romans bei George Eliot, und seine Habilitationsschrift untersucht „The Stamp of Humanity“- Individuum, Identität, Gesellschaft und die Entwicklung des englischen Dramas nach 1956 (publ. 1993). Sehr aktiv war er als Herausgeber, und ich konnte einige Ausgaben mit ihm zusammen bearbeiten, wie z. B. zwei Bände  über den historischen Roman (1984). Noch im Jahre 2000 edierte er mit Eckart Voigts für mich eine Festschrift mit dem Titel Lineages of the Novel.  

 Bernhard Reitz war ein höchst verdienstvoller Wissenschaftler, Kollege und Freund, und viele werden ihn sehr vermissen.             

            Raimund Borgmeier